Whiskey fuer alle by John B. Keane

Whiskey fuer alle by John B. Keane

Autor:John B. Keane [Keane, John B.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783746628387
Herausgeber: Aufbau Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2012-07-01T22:00:00+00:00


Ab Sonntag für immer

Du wirst ein Dutzend Leute oder mehr finden, die dir sagen, an der Geschichte ist kein Wort wahr, und je näher du dem Ort kommst, an dem sie passierte umso mehr wächst die Schar der Ungläubigen. Als ich dem Mann, der mir die Geschichte erzählte, das vorgerechnet habe, nahm er die Pfeife aus dem Mund, spuckte ins Feuer und sah mich scharf an, und das ungemütlich lange. Er hat kein Wort gesagt, aber als er das Mundstück der Pfeife wieder zwischen die Zähne steckte, wusste ich, die Geschichte ist wahr, und wer immer das abstreiten will, ist entweder ein Dickschädel oder ein Dummkopf.

Das Ganze ereignete sich am fünfzehnten Tag des Augusts im Jahre des Herrn, wie man in der Gegend hier sagt, 1934. Es war ein Jahr mit blühenden Wiesen, mit günstigem Wetter fürs Heumachen, mit beklagenswerten Todesfällen.

»Der Fünfzehnte«, wie man den Tag einfach nennt, ist der alljährlich begangene Patronats-Tag, der Tag des Schutzheiligen des hübschen Seebads Ballybunion. Aus allen Ecken von Kerry, Cork und Limerick strömen Tausende auf allen nur denkbaren Transportmitteln herbei, mit dem Fahrrad oder Omnibus, auf Schusters Rappen oder Ponykarren. Das ist auch heute noch so, aber nicht zu vergleichen mit den Massen früherer Jahre.

Jener besondere Fünfzehnte war, wie ich mich erinnere, ein strahlend heller Tag. Der Himmel war blau, und die Luft, durch eine sanfte Brise aus West mit dem Salz von der See gewürzt, war frisch und wohltuend. Allenthalben, in den Milchläden und Gemischtwarenhandlungen schauten Mann, Frau und Kind glücklich drein.

»Herrliches Wetter«, sagten sie zueinander, »und wie geschaffen für einen Tag wie diesen«; und zustimmend kam die Antwort: »Einfach wunderbar, könnte gar nicht schöner sein.« Um dreiviertel elf ging mein Großonkel Morrisheen Digley zur Koppel und fing das Pony ein, und zur Mittagsstunde machte er sich in seinem frisch gestrichenen Kutschwagen auf den Weg nach Ballybunion. Es war eine Lust zu sehen, wie munter das Pony dahintrabte, wie seine Beine tanzten, wie die Hufeisen auf dem Straßenschotter Funken schlugen. Mich hat er damals nicht mitgenommen, ich wäre noch zu jung, hieß es. Stattdessen holte er seinen Kumpel Thady Dowd aus Lacca ab. Keiner von beiden war unter siebzig, und nicht einmal Jüngere hätten so erpicht drauf aus sein können, sich einen guten Tag in Ballybunion zu machen wie die beiden.

In Mikey Joes Irish-American Bar angelangt, spannten sie das Pony auf dem Hinterhof aus und feierten ihre Ankunft zum Patronatsfest mit zwei Gläsern hauseigenem Whiskey. Darauf folgten ein paar Pints, Pints von dem cremigen schwarzen Porter. Ohne die ging es nicht, denn die Reste des Whiskey wollten bis zum letzten Tropfen gründlich aus der Kehle gespült sein. Das gilt übrigens als höchst ratsame Praxis, will man denjenigen glauben, die es für unerlässlich halten, die geschilderte Reihenfolge beim Trinken einzuhalten.

Gegen Abend gingen sie hinunter zum Strand, um sich die salzige Seeluft um die Nase wehen zu lassen und sich ein bisschen mit Wassertreten zu vergnügen. Leute der älteren Generation schworen darauf, es gäbe nichts Besseres, als mit den Füßen im Salzwasser zu planschen, es wäre die wirksamste Kur für jede nur denkbare Krankheit.



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